top of page
Menschen_Aalen_Logo_neu.png

Kultur, Film & Musik

Cover 11_2.png

MAA spricht mit Sarah Koch

Erzähle es doch deinem Frisör! Eine Seelentrösterin berichtet.

Sarah hört als Frisörin viele lustige, aber auch traurige Geschichten. Ihre Arbeit verändert nicht nur die Haare auf, sondern auch das Denken im Kopf ihrer Kundinnen und Kunden. Um die soziale und die kommunikative Komponente des Friseurhandwerks soll es in dieser Geschichte heben – und über die Begeisterung, mit der Sarah beide Facetten ihrer Arbeit lebt. Lese eine ermutigende Geschichte von Sarahs Passion und wie sie das Schneiden und das Kommunizieren gleichzeitig managend.

MENSCHEN-AALEN.DE wird unterstützt durch

Das könnte dich auch interessieren

Bild: Sarah Koch, privat

Ist es ein stressiger Job als Friseurin?

Ja, es wird immer wieder mal stressig. Man hat viel zu tun, nicht nur Haare schneiden, sondern auch Telefonate führen und alles nebenher organisieren. Der ganze Tag ist komplett durchgetaktet mit Terminen. Aber das klappt normalerweise ganz gut, und ich mag es, mit Terminen zu arbeiten.


Wie ist es mit Pausen? Gibt es kurze Kaffeepausen oder Raucherpausen wie in anderen Berufen?


Kaum. Man muss immer durch bis Mittag und dann am Nachmittag noch mal. Aber das ist ganz gut so, erstens geht der Tag so schnell rum, und zweitens macht es Spaß. Es ist weniger anstrengend, weil man mit Freude arbeitet. Dann schaut man auf die Uhr und merkt, dass schon wieder zwei Stunden vergangen sind. Pausen gibt es eher ungeplant, auch um schnell etwas zu essen und sich kurz zu erholen, bevor es weitergeht. Ich haben einen vollen Tag und mir ist es nie langweilig.


Hast du nicht sogar zwei Berufe, einerseits Haare frisieren und andererseits sich um die Seele der Kunden kümmern?


Absolut. Wir sagen immer, wir sind Friseure und Therapeuten zugleich. Man macht die Haare, hört sich die Probleme an, gibt Ratschläge und bekommt auch viel zurück.




Wir sind Friseure und Therapeuten zugleich.




Kommen einige Kunden vielleicht sogar weniger wegen der Haare und mehr wegen des Gesprächs?


Ja, manchmal. Manche Kunden reden wenig, andere wollen mehr erzählen. Besonders ältere Damen, deren Partner vielleicht verstorben ist, sind froh, wenn sie jemanden zum Reden haben. Es ist für sie wie ein Wellnessprogramm, sie kommen auch, um reden zu können.


Warum wird das kaum im Marketing von Friseuren eingesetzt? Das ist doch für die Menschen ein echter Mehrwert?


Das ist eine gute Frage. Eigentlich geht es im Marketing immer nur ums Handwerkliche. In der Schule lernt man aber teilweise auch, wie man mit Menschen umgehen soll. Man lernt zum Beispiel auf die Menschen einzugehen, sowohl bezüglich ihrer Frisurwünsche, aber auch bezüglich ihrer seelischen Themen.


Wie gehst du auf die Menschen ein? Wie beginnst du ein Gespräch?

Am Anfang weiß man oft noch nicht, worüber man reden soll, aber das spielt sich ein. Man kann zu Beginn unverfänglich mit dem Wetter beginnen. Besonders bei Stammkunden kennt man sich dann aber schon besser und hat eine richtige Beziehung aufgebaut.


Kannst du dir bis zum nächsten Treffen alles merken, was die Kunden erzählen?

Meistens ja. Viele fragen, ob ich mir heimlich Notizen mache, aber irgendwie bleibt das im Kopf. Wahrscheinlich, weil das Interesse da ist.




Viele fragen, ob ich mir heimlich Notizen mache, aber irgendwie bleibt das im Kopf.




Wie viele Kunden hast du?

Bestimmt mehrere hundert Kunden.


Wie kann man sich das Thema in der Friseurschule vorstellen? Gibt es da ein richtiges Fach Kundenkommunikation?

Ein Fach Kundenkommunikation gibt es nicht direkt, aber es gibt Lernfelder für das Thema. Im ersten Lernfeld geht es zum Beispiel um Kundenkommunikation, also wie rede ich mit den Kunden, wie gehe ich mit ihnen um, wie behandle ich sie. Das wird sehr intensiv theoretisch behandelt und dann macht man auch Übungen in der Schule, bei denen man gefilmt wird. Eine Person spielt den Kunden, eine andere die Friseurin, und dann wird das aufgenommen und später gemeinsam ausgewertet. Ich fand das immer schwierig, weil es doch sehr gestellt ist. Im echten Leben ist es dann doch ganz anders.


Ich kenne das aus dem Verkauf, dass man Verkaufsgespräche filmt und dann hinterher darüber redet, wie das war. Macht man das bei Friseuren genauso?

Absolut, so haben wir das damals auch gemacht. Das ist schon eine Weile her, aber ich denke, dass es immer noch so ist.


Ansonsten lernt man ja in der Schule wahrscheinlich, wie man mit Haaren umgeht. Wenn du dann Haare schneidest und vielleicht auch anspruchsvolle Schnitte machst und nebenher sollst du dich auch noch auf das Gespräch mit dem Kunden konzentrieren, ist das nicht schwierig?

Am Anfang definitiv. Am Anfang hörst du wahrscheinlich öfter mal auf zu schneiden und redest dann, und dann musst du dich wieder konzentrieren, wo du bei der Frisur warst und was du gemacht hast. Aber mittlerweile ist das so wie kochen und reden. Friseure reden, glaube ich, allgemein ganz gern und dann geht das frisieren einfach nebenher. Wenn eine Routine drin ist, läuft das so maschinell ab wie beim Autofahren. Aber bis man das gelernt hat, das dauert natürlich - und wenn ein neuer Schnitt gemacht wird, muss man sich natürlich auf das eigentliche Haare schneiden konzentrieren.


Hast du lieber Kunden, die reden, oder lieber Kunden, die nicht reden?

Beides, aber ich glaube eher Kunden, die reden. Ich rede einfach auch gern. Aber nach fünf Fragen, wenn da nicht wirklich was zurückkommt, denke ich, okay, vielleicht soll ich auch mal ruhig sein. Vielleicht will derjenige auch mal nicht reden oder ist nicht so gut drauf. Das ist alles okay. Aber ich glaube, das erkennt man auch irgendwann, bei welchen Leuten man reden kann und bei welchen nicht.


Wie ist die Mischung zwischen Männern und Frauen bei deinen Kunden?

Sehr aufgeteilt. Morgens und mittags eher Frauen und abends kommen dann die Männer nach der Arbeit.


Wer redet mehr, Männer oder Frauen?

Definitiv Frauen. Das hat sich aber auch stark geändert. Früher waren die Männer eher so: reinkommen, Haare schneiden, nichts reden, Haare fertig, wieder raus. Jetzt sind aber auch die Männer sehr anspruchsvoll und reden gern.


Hast du witzige Gespräche im Kopf?

Definitiv. Eine Kundin, mit der ich jedes Mal richtig viel Spaß habe, ist sehr lustig. Es ist egal, worüber man spricht, es sind immer sehr offene und lustige Gespräche. Man muss aufpassen, dass man weiter schneidet, weil man so viel lacht. Es ist wirklich grandios.


Welche Themen werden so besprochen?

Die meisten Themen sind Urlaub, Familienprobleme, manchmal auch der Verlust eines Partners, Tiere, Garten und Kochen. Kochen ist ein großes Thema, besonders bei Frauen. Aktuelle Themen wie Verkehr und Baustellen werden auch oft besprochen, da diese die Leute sehr belasten. Über Geld, Politik und Religion spricht man normalerweise nicht- wobei Politik kommt in den letzten Jahren häufiger vor. Über Geld wird weniger gesprochen und Religion fast gar nicht.


Wie ist bei diesen Gesprächen die Emotionalität? Gibt es eher traurige oder fröhliche Themen?

Es gibt definitiv viele traurige Themen, über die die Kunden sprechen. Man fragt nicht so extrem nach, die Kunden erzählen meistens von sich aus. Das kann sehr emotional sein, besonders wenn man die Leute kennt und weiß, was passiert ist. Man versucht dann, Mut zuzusprechen und abzulenken. Die fröhlichen Themen sind natürlich immer toll, aber es gibt immer beides.


Nimmst du die negativen Sachen auch mit nach Hause?

Weniger. Eigentlich muss man sagen, Geschäft ist Geschäft und daheim ist daheim. Wenn man zu viel darüber nachdenkt und redet, lässt es einen nicht los. Aber es ist nicht Schwarz und Weiß. Manche schlimme Sachen gehen einem schon nach, und man denkt vielleicht im Bett noch mal darüber nach, bevor man schläft.




Manche schlimme Sachen gehen einem schon nach, und man denkt vielleicht im Bett noch mal darüber nach, bevor man schläft.




Hast du schon mal Situationen erlebt, wo du dachtest, die Leute sollten mit ihren Problemen woanders hingehen und nicht zum Friseur?

So heftig war es zum Glück noch nicht. In größeren Städten ist das vielleicht anders, aber hier auf dem Dorf oder in kleinen Städten ist es zum Glück nicht so.


Wie werden die Themen besprochen? Kannst du das auf einer Skala bewerten? Mit welcher Intensität wird bei den Gesprächen Politik besprochen, auf einer Skala von 1 bis 5?

Mittlerweile bestimmt vier.


Und Gesundheit?

Fünf.


Urlaub?

Vier.


Sport?

Zwei.


Familie?

Vier.


Frisuren?

Fünf, definitiv fünf, ganz klar.


Kochen?

Bestimmt vier, drei bis vier.


Haustiere?

Vier.


Was wird noch häufig besprochen, was ich nicht gefragt habe?

Pflanzen daheim und sowas, das ist mittlerweile auch schon bei drei dabei. Gerade im Sommer wird viel darüber geredet, wer was daheim macht und wer welche Tipps hat. Ich habe schon viele Tipps bekommen und auch viele gegeben. Es ist toll, wenn man jemandem helfen kann.


Welches Thema besprichst du gerne, wenn man dich fragen würde?

Ich glaube eher Kochen und Haustiere. Das sind die Themen, bei denen ich viel mitreden kann, gerade beim Kochen mit Frauen. Da bekommt man viele Tipps.


Würde es sinnvoll sein, dass man das Kommunikative intensiver schult, also zum Beispiel Frage- und Kommunikationstechniken lernt?


Ich bin mir fast sicher, dass jeder Friseur offen sein sollte und das auch gerne macht. Man weiß einfach, dass man beim Friseur redet und auch mal untereinander mit den Kunden schwätzt. Da darf man nicht zu verschlossen sein. Am Anfang ist es schwieriger, wenn man jünger ist, aber das kommt dann automatisch. Es gibt andere Themen in der Ausbildung, die intensiver behandelt werden sollten als die Gespräche.


Wie ist das eigentlich mit der Vertraulichkeit? Wenn jemand etwas Privates erzählt, hören die anderen ja mit.

Manche werden leiser, wenn es ins Private geht, andere reden einfach laut weiter. Es gibt Unterschiede, wie die Leute damit umgehen. Manche interessiert es gar nicht, ob die anderen mithören. Peinlich ist nur, was man zulässt. Mir ist das nicht peinlich, und wenn es den Kunden nicht stört, ist es okay.


Was macht dir mehr Spaß, das Haare schneiden oder das Reden mit den Kunden?

Definitiv Haare schneiden. Mir macht es auch nichts aus, wenn man mal nichts redet. Manche Leute haben vielleicht nicht so den Draht dazu, und dann rede ich halt mal nichts und schneide. Das ist auch okay.


Dann ist es ja toll, dass du dir heute die Zeit genommen hast, mit mir zu reden, ohne Haare zu schneiden.

Sehr gerne!

Der Hauswerker.png
Bildschirmfoto 2025-01-08 um 08.47.40.pn
Kopie von Sina Pürner.png
Der Hauswerker.png
Bildschirmfoto 2025-01-08 um 08.47.40.pn
Kopie von Sina Pürner.png
WhatsApp Bild 2025-01-14 um 11.11.37_a6fb45a2.jpg
JANOT IT.png
Sonja Krauß Logo RZ rot_X.png
Bildschirmfoto 2025-02-28 um 15.13.45.png
WhatsApp Bild 2025-01-14 um 11.11.37_a6fb45a2.jpg
JANOT IT.png
Der Hauswerker.png
Bildschirmfoto 2025-01-08 um 08.47.40.pn
Kopie von Sina Pürner.png
WhatsApp Bild 2025-01-14 um 11.11.37_a6fb45a2.jpg
JANOT IT.png
bottom of page