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Sport & Freizeit

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MAA spricht mit Patrick Pauli.

Der VfR? Kommt bei mir keinesfalls durch die Tür.

Patrick Pauli war in den Jahren 2017 und 2018 im Marketing und im Vertrieb des VfR Aalen tätig. Er ist Insider jener Jahre in der Dritten Liga und verfolgt den Abstieg des VfR seitdem aus der Ferne. Pauli war zuvor beim SV Darmstadt 98 und nach dem VfR bei Admira Wacker Mödling (bei Wien) beschäftigt. Pauli verrät und im Interview eine "spezielle Seite" die er bei den Menschen hier beobachtete - und was er zu schätzen wusste.

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Bild: Patrick Pauli, privat

Wie würdest du den VfR in einem Satz zusammenfassen?

Die Lage jetzt ist tatsächlich sehr bedauerlich. Damals, als ich vor Ort und im Amt war, war es sehr spannend, sehr familiär und vor allem eine neue Erfahrung für mich. Ein Abenteuer, aber im positiven Sinne.



2019, kurz nach deiner Zeit, stieg der VfR von der Dritten Liga in die Regionalliga ab. Hast du Vermutungen, was man beim VfR damals falsch gemacht hat?

Im Nachhinein ist es einfach, da weiß man es ja immer besser. Dennoch würde ich sagen, man hat es sportlich zu lange laufen lassen. Der VfR war schon ein sinkendes Schiff, man konnte den Abstieg sehen und hat wohl ein bisschen zu spät reagiert, vielleicht auch aus wirtschaftlichen Gründen.. Vielleicht wären frühere Transfers besser gewesen. Ansonsten, ich sag mal aus meiner Sicht des Vertriebes beim VfR, haben wir versucht Gelder zu beschaffen und Sponsoren zu gewinnen. Ob da vielleicht noch ein bisschen mehr gegangen wäre, ist jetzt müßig zu sagen.


Meinst du das Scheitern war eher ein ökonomisches Scheitern oder eher ein sportliches Scheitern?

Ökonomisch bin ich zu wenig an den Zahlen dran gewesen. Im sportlichen Bereich war nach dem Weggang von Markus Thiele die Position des Sportdirektors vakant und ist auch nicht mehr nachbesetzt worden. Hier wäre es wohl besser gewesen die verantwortlichen Stellen hauptberuflich und mit sportlicher Expertise und Erfahrung im Profifußball zu besetzen. 

  


Was war deine Mission beim VfR?

Geld zu besorgen, Sponsoren gewinnen, das B2B Netzwerk erweitern und da ein bisschen mehr Leben reinbringen.




Von sehr wenigen Sponsoren nach dem Abstieg aus der 2.Liga konnten wir bald wieder knapp 200 Unterstützer zählen. 





Hast du beim VfR nicht ein Himmelfahrtskommando übernommen?

Nein. Die Zeit war anspruchsvoll, spannend und auch Neuland. Der Weg des VfR vom Zentralvermarkter (Anmerkung MAA: bis dahin war Sport5 mit der Vermarktung des VfR beauftragt) zurück zum Marketing und zum Vertrieb in Eigenregie ist ungewöhnlich. Ich denke aber, wir sind ihn sehr erfolgreich gegangen. Von sehr wenigen Sponsoren nach dem Abstieg aus der 2.Liga konnten wir bald wieder knapp 200 Unterstützer zählen. 


Was war das Anspruchsvolle für dich?

Du kommst neu in eine Situation, in der vieles nicht geklärt ist, weil die Agentur alles übernommen hatte. Es war nichts mehr da. Das war der Fluch. Wir mussten sehr schnell die Strukturen selbst zu entwickeln und aufbauen - und das war dann auch ein der Segen. Wir konnten gestalten und wir haben das auch getan. Wir sind im Sponsoring auch neue Wege gegangen, haben einiges getestet und probiert. Das war spannend.


Das heißt der VfR hat die Chancen im Sponsoring gut genutzt?

Ja, das würde ich tatsächlich behaupten. Wenn der Verein selbst entscheiden kann, dann passen die Angebote und Abläufe besser zu den besonderen und den regionalen Gegebenheiten. Das kann ein Zentralvermarkter so nicht leisten. Ich denke wir haben unsere Chance genutzt.


Da habe ich eigentlich das komplette Spektrum an Emotionen erlebt, von: „Der VfR, der kommt bei keinesfalls durch die Tür. Danke für den Besuch.“ bis zu „Ich habe schon gewartet, wann endlich mal jemand vom VfR vorbei kommt.




Wie hast du Sponsoren erlebt, wie haben sie den VfR gesehen?

Da habe ich eigentlich das komplette Spektrum an Emotionen erlebt, von: „Der VfR, der kommt bei keinesfalls durch die Tür. Danke für den Besuch.“ bis zu „Ich habe schon gewartet, wann endlich mal jemand vom VfR vorbei kommt.“ Die Mehrheit war schon offen für den VfR. Dann muss man unterscheiden in die Großen, die ein sehr großes Werbebudget haben, die musste man mit einem Konzept abholen, also richtig zugeschnitten auf die Firma mit Zahlen, Daten, Fakten, Werbewerte, Tausender-Kontaktpreise und so weiter. Die haben das Sponsoring professionell und nüchtern betrachtet. Für diese Firmen war die Werbung beim VfR ein Investment. Es muss sich „rechnen“. Für die vielen kleineren Unternehmen war das oft eine emotionale Geschichte. Sie sagten: „Das ist meine Region, das ist die Ostalb, das ist mein Verein, ich möchte unterstützen, ich möchte mithelfen und dabei sein.“ 


Du warst vor dem VfR beim SV Darmstadt 98 und nach dem VfR bei Admira Wien, wie würdest du denn die Vereine einsortieren? 

Fußball ist Fußball und die Werbeleistungen sind bei den anderen Vereinen auch immer sehr ähnlich gewesen. Allerdings gab es vom Typ Mensch in Württemberg und auf der Ostalb einen Unterschied, den ich mit einem Lächeln zur Kenntnis genommen habe. Der Schwab spart gern. In Darmstadt oder bei der Admira in Wien ist einem das Geld auch nicht hinterhergeworfen worden. Aber in Aalen wurde der Euro schon dreimal umgedreht, bevor er ausgegeben wurde.



Aber in Aalen wurde der Euro schon dreimal umgedreht, bevor er ausgegeben wurde.




Ist unsere Region schwierig für Verkäufer?

Ja, das war anspruchsvoll. Aber die Menschen hier haben auch Handschlagqualität, das ist mir auch sehr viel Wert. Es macht einfach Spaß, wenn du weißt, dass dein Gegenüber nicht große Töne spuckt, sondern das gesprochene Wort auch Gewicht hat.


Wie hast du die Menschen in Aalen erlebt?

Ich bin als Niederbayer und ortsfremder Kerl 2018 mit meiner Frau frisch hergezogen. Wir wurden hier sehr freundlich aufgenommen, es fiel uns leicht auch abseits vom Fußball ein Netzwerk und einen Freundeskreis aufzubauen. Meine Frau und ich haben in Hofherrnweiler gewohnt. Super Gegend. Für uns eine sehr tolle Zeit.


Heißt Schwarz und Weiß auch, man ist für oder gegen den VfR?

Nein, es ist nie immer alles nur schwarz oder weiß. Wenn man hinter die Kulissen sieht, was da gearbeitet und geleistet wurde, dann weiß man, der VfR ist kein romantischer Fußballverein, wie ihn sich viele vielleicht vorstellen.




Der Verein ist ein mittelständisches Unternehmen, wo jeder für den gemeinsamen Erfolg arbeitet.




Der Verein ist ein mittelständisches Unternehmen, wo jeder für den gemeinsamen Erfolg arbeitet. Und es gibt auch gute Gründe für unpopuläre Entscheidungen. Man kann auch viele Grautöne erkennen.


Sehen einige vom VfR vielleicht auch nur das, was sie sehen wollen?

Durchaus, einige sehen nur die Insolvenz, den Abstieg, die vergraulten Sponsoren, die schlechten Spiele, einige sehen nur Schwarz.  Andere sehen den Verein momentan in einer Talphase, denken aber: „Wir schaffen das, wir starten nochmal neu, wir probieren es nochmal - sie glauben an das Licht am Ende des Tunnels.


Würdest du denn auch ein Licht erkennen nach dem Abstieg in die in die Oberliga? Meinst du, der VfR hat eine Chance alsbald wieder Profifußball zu spielen?

Da bin ich tatsächlich zu wenig involviert. Aber ich sag mal, jetzt wo das Profitum komplett ad acta gelegt werden musste, ist es sehr schwierig. Es war davor auch schwierig, aber jetzt sollte der VfR, glaube ich, erst mal den Abstieg verdauen, sich neu strukturieren und dann langsam wieder ranzutasten. Auch im Amateursport wird sehr guter Fußball gespielt, da wird dem VfR sicherlich nichts geschenkt. Einen Fehler sollte der VfR nicht machen: Von seinem Namen zehren. Es wird ein knallharter Kampf, jetzt leider in der fünften Liga.


Hast du einen Tipp an die Verantwortlichen beim VfR?

Auf wirtschaftlicher Seite, was die Sponsoren betrifft, ist es tatsächlich wichtig weiterhin so professionell wie möglich zu agieren. Man sollte das Preisniveau an die neuen Gegebenheiten anpassen und ein den Möglichkeiten entsprechendes gutes Produkt anbieten. Der Netzwerk- und Familiengedanke sollte in den Vordergrund rücken. Ohne loyale Partner wird ein Aufstieg nicht gelingen können​.

 

Vielen Dank für das Interview.

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