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MAA spricht mit Michael Stahl

V.I.P Bodyguard & Muhammed Ali

Michael Stahl ist ehemaliger V.I.P. Bodyguard. In seiner Laufbahn als Personenschützer hat er bereits Dirk Nowitzki, die Klitschkobrüder, die deutsche Fußballnationalmannschaft und viele weitere mit seinem Leben beschützt. Doch besonders ein Erlebnis mit der mittlerweile verstorbenen Box-Legende Muhammed Ali wird ihm wahrscheinlich für immer in Erinnerung bleiben.

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Bild: Michael Stahl, privat


Wie kam es dazu der Bodyguard von so vielen berühmten Menschen zu werden? 

Mein Weg dorthin war geprägt von tiefen persönlichen Herausforderungen und einer ständigen Suche nach innerer Stärke.


Meine Kindheit war hart. Als Kind eines alkoholkranken Vaters, der mir immer wieder sagte, ich sei nichts wert, entwickelte ich starke Minderwertigkeitskomplexe. Zuhause wurde ich oft verprügelt, und auch in der Schule hatte ich es nicht leicht. Wir lebten in ärmlichen Verhältnissen, und ich hörte oft aus meinem Umfeld, dass aus mir nichts werden würde.


Um diese negativen Erfahrungen zu überwinden, begann ich früh mit Kampfsport. Ich hatte das Ziel, den schwarzen Gürtel zu erreichen, weil ich dachte, dass mir dann niemand mehr wehtun könnte.




Als ich dieses Ziel schließlich erreichte, merkte ich jedoch, dass die innere Leere und Unsicherheit nicht verschwunden waren.




Als ich dieses Ziel schließlich erreichte, merkte ich jedoch, dass die innere Leere und Unsicherheit nicht verschwunden waren. Ich musste unbedingt stärker und sicherer werden, weshalb ich in den Sicherheitsdienst eintrat. Doch auch im Sicherheitsdienst fand ich keinen Frieden. Stattdessen jagte ich von einem Event zum nächsten, immer auf der Suche nach mehr Bestätigung. Diese Rastlosigkeit ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Irgendwann traf ich dann einen ehemaligen Boxweltmeister, der mich in bestimmte Kreise einführte. Von einem Tag auf den anderen war ich plötzlich im Umfeld des Profiboxens und arbeitete bei großen Veranstaltungen von ARD und ZDF. So kam ich auch dazu, als Bodyguard für Prominente tätig zu werden.


Trotz dieser Erfolge spürte ich immer noch eine tiefe innere Unruhe. Je mehr ich in meiner Karriere als Personenschützer erreichte, desto mehr verlangte ich nach noch mehr Erfolg und Anerkennung. Es war wie eine Sucht, die mich immer weitertrieb, ohne dass ich echte Erfüllung fand.

 


Das ging sehr tief. Welche Persönlichkeit wolltest du denn schon immer einmal treffen bzw. beschützen?

Als ich fünf Jahre alt war, schaute ich zusammen mit meinem Vater Boxkämpfe. Mein Vater war ein begeisterter Boxfan, und damals war Muhammad Ali eine lebende Legende. In den 70er Jahren, als Ali boxte, blieben die Leute oft bis in die frühen Morgenstunden wach, um seine Kämpfe zu sehen. Mein Vater erlaubte mir, diese Kämpfe mit ihm anzuschauen. Ich erinnere mich, wie ich als kleiner Junge zwei Meter von unserem schwarz-weiß flimmernden Fernseher entfernt saß, während mein Vater auf dem Sofa lag.




Ich war fasziniert von Ali, wie er sich präsentierte – seine Stärke, seine große Klappe, und seine unerschütterliche Persönlichkeit.




Ich war fasziniert von Ali, wie er sich präsentierte – seine Stärke, seine große Klappe, und seine unerschütterliche Persönlichkeit. Ich fühlte mich so klein und schwach im Vergleich zu diesem riesigen, starken Mann. In meiner kindlichen Vorstellung wünschte ich mir nichts sehnlicher, als ihn einmal im echten Leben zu sehen.


Meine Oma erzog mich im Glauben an Jesus, und so betete ich als kleiner Junge oft dafür, Ali eines Tages treffen zu dürfen. Dieser Wunsch, ihn nicht nur zu sehen, sondern ihm vielleicht auch nahe zu sein, ließ mich über Jahre hinweg nicht los. Es war mehr als ein einfacher Kindheitstraum; es war ein Wunsch, der tief in meinem Herzen verwurzelt war.


27 Jahre später geschah dieses Wunder tatsächlich. Es ist schwer zu beschreiben, wie überwältigend es war, als sich dieser langgehegte Traum erfüllte. Die Möglichkeit, Muhammad Ali zu treffen und zu beschützen, war mehr als nur ein berufliches Highlight; es war die Erfüllung eines Kindheitstraums, der mich mein ganzes Leben begleitet hatte.



Den wenigsten Personenschützern wurde so eine Ehre zu Teil die Boxlegende Muhammed Ali zu beschützen. Du hast ihn nicht nur beschützt, sondern wurdest auch noch Opfer eines seiner Streiche. Was genau ist da passiert?

Im Juni 2002 wurde Muhammad Ali nach Riesa zur Deutschlandpremiere des Films „Ali“ mit Will Smith eingeladen. Das brachte Ali nach Deutschland, und ich hatte das große Glück, ihn beschützen zu dürfen.


Von Anfang an hatte ich eine besondere Beziehung zu Ali. Er war ein charismatischer Mensch, der ständig Menschen mit seinen Zaubertricks begeistern wollte. Trotz seiner Parkinson-Erkrankung nahm er sich immer Zeit, um jedem Fan eine Freude zu machen. Ali hatte eine tiefe, innige Seite, die er nicht oft zeigte.


An einem Samstagmorgen fragte er mich nach meiner Lebensgeschichte. Zum ersten Mal öffnete ich mich und erzählte ihm von meinen persönlichen Erfahrungen und Schwierigkeiten. Alis emotionale Reaktion darauf, als er mich weinend auf die Wange küsste, war unglaublich bewegend.




Alis emotionale Reaktion darauf, als er mich weinend auf die Wange küsste, war unglaublich bewegend.




Später an diesem Tag bat mich Alis Frau, ihn in einen Raum am Ende des Ganges zu begleiten, wo jemand einen Film mit ihm drehen wollte. Wir befanden uns in einem Hotel in Riesa, und eine ganze Etage war nur für Ali und sein Team reserviert. Während wir den Flur entlanggingen, begann Ali plötzlich schwer zu atmen und verdrehte seine Augen. Er kollabierte und lag bewusstlos in meinen Armen.


In diesem Moment schoss mir durch den Kopf: „Der berühmteste Mensch der Welt stirbt in meinen Armen!“ Ich geriet in Panik und rief nach seinem besten Freund Howard Bingham und meinem Kollegen Peter Althoff. Sechs oder sieben Leute kamen aus den Zimmern gelaufen, und ich erklärte verzweifelt, dass ich nichts falsch gemacht hätte. Howard Bingham kam schließlich zu uns, nahm Alis Hand und zog ihn hoch. Plötzlich stand Ali aufrecht da und lachte zusammen mit Howard. Es stellte sich heraus, dass Ali diesen Streich jedem seiner Personenschützer einmal spielte.


Obwohl mir der Schreck noch in den Gliedern saß, konnte ich später auch darüber lachen. Peter und die anderen Kollegen waren amüsiert, und ich realisierte, dass ich etwas Besonderes erlebt hatte. Es ist nicht jeder Tag, dass man von Muhammad Ali hereingelegt wird, und heute erzähle ich diese Geschichte mit großer Freude.



Das war bestimmt eine Situation, die du niemals vergessen wirst.

Schau, wenn ich heute auf mein Leben zurückblicke, denke ich oft an die schwierigen Zeiten, aber auch an jene Gebete, die ich als kleiner Junge sprach. In meinem Kinderzimmer in Schloßberg, wo ich oft verachtet und geschlagen wurde, betete ich, dass ich Muhammad Ali eines Tages treffen würde. Dieses Gebet wurde tatsächlich 27 Jahre später wahr. Das begeistert mich noch heute und hat mir gezeigt, wie das Leben manchmal auf wundersame Weise zusammenkommt. Es ist ein Beweis dafür, dass auch die unwahrscheinlichsten Träume Wirklichkeit werden können.


 

Seit einigen Jahren bist du nicht mehr als Personenschützer tätig. Neben dem, dass du mittlerweile in deinen Sportschulen Selbstverteidigung unterrichtest, bist du auch in Schulen, Heimen, Gefängnissen als auch im TV unterwegs und klärst insbesondere Kinder und Jugendliche gegen Gewalt und Mobbing auf. Was genau treibt dich dazu an?

Als Christ weiß ich, dass Gott sich wünscht, dass wir Menschen liebevoll miteinander umgehen und uns gegenseitig schützen. Meine geliebte Oma, die ich 14 Jahre meines Lebens erleben durfte, hat mich stark geprägt. Sie sagte mir oft: „Ich habe zwei Weltkriege und den Verlust eines Kindes überlebt, und Gott hat auf mich aufgepasst. Ich wünsche dir, Michael, dass du diesen Weg mit ihm gehst, egal was die Welt noch bringt.“ Diese Worte meiner Oma haben mich durch alle Höhen und Tiefen meines Lebens begleitet und mir gezeigt, wie wichtig es ist, für andere da zu sein.




Diese Worte meiner Oma haben mich durch alle Höhen und Tiefen meines Lebens begleitet und mir gezeigt, wie wichtig es ist, für andere da zu sein.




Mit 14 Jahren begann ich zu rebellieren. Mein Vater machte mich oft nieder, und mit 18 war ich obdachlos. In dieser Welt, die nur Erfolg und äußerlichen Glanz kannte, begegnete ich vielen Weltstars, die oft sehr traurig und verbittert waren. Obwohl ich selbst keine Drogen nahm, war ich innerlich zerrissen und suchte Anerkennung. Diese bittere Erfahrung hat mir gezeigt, wie leer ein Leben ohne wahre Erfüllung und ohne die Überwindung innerer Dämonen sein kann.


Meine persönlichen Erlebnisse von Mobbing, Gewalt, und Armut haben mich tief geprägt. Ich wurde gemobbt, habe andere gemobbt und sogar meine eigene Mutter bestohlen. Diese Erfahrungen ermöglichen es mir, Menschen in ähnlichen Situationen besser zu verstehen.


Obdachlosigkeit mit 18, eine gescheiterte Ehe und die Herausforderungen als Vater – all das hat mich gelehrt, wie tief der Schmerz und die Verzweiflung in solchen Lebenslagen sein können.

2018 erlitt ich einen schweren Herzinfarkt und war dem Tod nahe.


Doch all diese Katastrophen und Niederlagen meines Lebens sind heute, um es fromm zu sagen, zu einem Segen geworden. Sie haben mir eine tiefe Empathie und ein Verständnis für Menschen in schwierigen Situationen gegeben.


Diese Erlebnisse und meine eigene Transformation treiben mich an, anderen zu helfen. In meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen möchte ich ihnen Wertschätzung entgegenbringen und ihnen einen Einblick in mein Herz geben. Ich hoffe, dass sie dadurch besser nachvollziehen können, warum sie so handeln, wie sie handeln, und vielleicht einen Weg finden, ihre eigenen Herausforderungen zu überwinden.


Es erfüllt mich mit großer Freude, wenn ich sehe, wie Menschen sich versöhnen, von Sucht loskommen oder aus Gangs aussteigen und sich für das Gute engagieren.



Hast du noch ein Schlussplädoyer, dass du den Lesern mitgeben möchtest?

In Gesprächen mit vielen Menschen, darunter auch sehr erfolgreichen, wurde mir eines klar: Erfolg ist nicht gleichzusetzen mit Glück. Oft habe ich Menschen gesehen, die äußerlich alles erreicht hatten, aber innerlich tief unglücklich waren. Mein eigenes Streben nach Selbstverwirklichung hat mich gelehrt, dass es nicht nur darum geht, unsere Träume und Wünsche zu erfüllen, sondern vielmehr, wo wir unseren Fokus setzen.




Wenn wir andere stärker machen, werden wir selbst stärker.




Ein weiser Mann, einer der besten Ringer der DDR, sagte mir kürzlich: „Wenn wir andere stärker machen, werden wir selbst stärker.“ Diese Worte haben mich tief beeindruckt. Es ist wahr: Indem wir anderen helfen und sie unterstützen, wachsen auch wir in unserer Persönlichkeit. Es macht einen Unterschied, wenn wir nicht nur auf unser eigenes Wohl bedacht sind, sondern auch darauf, dass es den Menschen um uns herum gut geht.


Bis zu meinem letzten Atemzug möchte ich nach diesen Prinzipien leben. Mein Ziel ist es, einen positiven Einfluss zu haben, anderen zu helfen, stärker zu werden, und so auch mein eigenes Leben zu bereichern. Es ist ein Weg, der nicht immer leicht ist, aber er erfüllt mich mit einer tiefen Zufriedenheit und einem wahren Gefühl von Glück.


Ich wünsche jedem Einzelnen, dass er oder sie dieses wahre Glück findet – nicht im Streben nach äußerlichem Erfolg, sondern im Streben nach innerem Frieden, Gemeinschaft und der Wertschätzung für sich selbst und andere. Dies ist das, was uns wirklich wachsen lässt und unsere Gesellschaft stärker und harmonischer macht.


Vielen Dank für das tolle Gespräch!

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