
MAA spricht Markus Büttner
Über den VfR Aalen wurde er Gitarrist von Giovanni Zarella
Markus Büttner, Gitarrist und Musikschullehrer (City Music School) aus Aalen begleitete als Gitarrist über mehrere Jahre den berühmten Sänger Giovanni Zarella. Wie es dazu kam und wodurch die Zusammenarbeit auseinanderging verrät er im Interview.
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Bild: Markus Büttner, privat
Markus, wie bist du zur Musik gekommen?
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Musik eine große Rolle spielte. Mein Vater war Dirigent, Pianist, Organist und Chorleiter, meine Mutter eine hervorragende Altsängerin. Daher war es bei uns zuhause immer musikalisch. Mein Vater organisierte auch Musicals und Operetten, bei denen wir Kinder oft bis spät in die Nacht wach bleiben durften, während sie probten.
Mit acht Jahren begann ich, Violine zu spielen, merkte aber schnell, dass das nicht mein Instrument war. Stattdessen verfolgte ich meine andere Leidenschaft und wurde Goldschmied, was lange mein absoluter Traumberuf war. Ich arbeitete elf Jahre in diesem Beruf und schaffte es sogar, meinen Meister zu machen. Die Musik war jedoch immer präsent, und ich spielte parallel zu meiner Goldschmiedearbeit. Es war wie ein ständiger Wettkampf zwischen den beiden Leidenschaften.
1996 entschied ich mich dann endgültig, die Musik zu meinem Beruf zu machen. Von einem Tag auf den anderen – ich erinnere mich, es war von einem Dienstag auf einen Mittwoch – kündigte ich meinen Job als Goldschmied und sagte meinem damaligen Chef "See you". Seitdem betreibe ich die Musik professionell.
Wie ging es weiter mit deiner Musik-Karriere?
Nachdem ich mich 1996 entschieden hatte, die Musik zu meinem Beruf zu machen, begann ein spannender Weg voller interessanter Projekte und Erlebnisse. In dieser Zeit spielte ich in verschiedenen erfolgreichen Bands. Eine der Bands, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war "Fif". Wir hatten das Glück, einige großartige Gelegenheiten im Vorprogramm bekannter Künstler zu bekommen.
So standen wir unter anderem vor der New Wave Popband "The CT", den "Black Crowes" und sogar vor Lenny Kravitz auf der Bühne.
So standen wir unter anderem vor der New Wave Popband "The CT", den "Black Crowes" und sogar vor Lenny Kravitz auf der Bühne. Ein unvergessliches Erlebnis war ein Auftritt auf dem Fischmarkt in Hamburg. Damals war ich ein großer Fan von Kravitz’ Gitarristen, der eine beeindruckende Frisur hatte – ähnlich wie meine zu der Zeit. Ich wollte unbedingt ein Autogramm von ihm auf meinem Marshall-Verstärker haben. Er kam der bitte nach, doch statt seinem Namen hat er: "Fuck you!", darauf geschrieben. Leider habe ich den Verstärker nicht mehr, haha. Meine musikalische Reise führte mich auch in viele andere Richtungen. Ich habe alles Mögliche gemacht und war über 20 Jahre lang sehr erfolgreich mit Veronika Gonzales in einem Duo und einer Band, die international besetzt war. Die Mitglieder kamen aus Ländern wie England, Spanien, der Türkei, Arabien und Südamerika. Wir haben sogar Filmmusik gemacht, unter anderem für die bewegende Dokumentation "Al Norte". Dieser Film, der die schwierigen Reisen von Migranten aus Südamerika in die USA thematisiert, hat mehrere Preise gewonnen, darunter eine Goldmedaille in Mexiko und Argentinien.
Wie kam es dann dazu, dass du der Gitarrist von Giovanni Zarella wurdest?
Das begann ziemlich unverhofft. Zu der Zeit spielte ich in einer Showband namens PE Lounge. Wir hatten eine coole Band und spielten oft auf Events. Eines der größeren Events, bei dem wir auftraten war beim VfR Aalen, in der Zeit, als der VfR noch in der zweiten Bundesliga spielte. Bei dieser Veranstaltung gab es Promi-Fußball, und wir sorgten abends für die musikalische Unterhaltung.
Bei diesem Promi-Fußballspiel spielte Giovanni Zarrella mit, der gerade frisch von Bro'Sis getrennt war. Das war so um 2004 oder 2005. Er hatte eine Solo-Platte gemacht, die nicht sehr erfolgreich war, und suchte nun nach einer neuen Band. Giovanni lebte damals noch in der Nähe von Hechingen bei seinen Eltern, nicht wie heute in Köln.
Während unseres Auftritts am Abend kam Giovanni zu uns und war begeistert von unserer Band. Er meinte, dass wir unbedingt mal etwas zusammen machen sollten. Das war natürlich ein toller Moment, aber in Musiker-Kreisen bedeutet „Ich rufe dich an“ oft eher „Ich rufe dich nie an“. Giovanni hinterließ Klaus, unserem Pianisten, seine Nummer und versprach, sich zu melden.
Zu unserer Überraschung hielt er Wort. 2007 rief er tatsächlich an und fragte, ob wir Lust hätten, zwei Shows mit ihm zu spielen, um seine Solokarriere in Gang zu bringen. Wir trafen uns, probten seine Songs sowie einige Cover und spielten dann gemeinsam die Shows. Eine davon war ein cooles Open-Air-Konzert, bei dem wir im Vorprogramm von Fury in the Slaughterhouse auftraten.
Von da an ging es für Giovanni aufwärts. Sein erster großer Hit, „Bellissimo“, stieg in den Charts weit nach oben – in Deutschland auf Platz 10. Die Single verkaufte sich gut, und es fühlte sich fast so an, als würde sie Goldstatus erreichen. Seitdem hatten wir regelmäßige gemeinsame Auftritte, was eine großartige Zeit war. Giovanni war und ist ein super Typ, bodenständig und immer gut drauf.
Mittlerweile tretet ihr nicht mehr miteinander auf – was hat das mit seiner Show zu tun?
Giovanni wurde im Laufe der Jahre sehr erfolgreich, besonders mit den Shows „La Vita è Bella“ und „Ciao!“. Diese Auftritte waren großartig und haben uns zu vielen spannenden Gigs geführt. Allerdings gab es während der Corona-Zeit wenig Live-Auftritte, und viele Konzerte wurden abgesagt. In dieser Phase war ich oft mit ihm im Fernsehen und habe kleinere Shows, Talkshows und ähnliches gespielt, was wirklich cool war und mir viel Spaß gemacht hat.
Dann kam der Wendepunkt, als das ZDF Giovanni seine eigene Fernsehshow anbot, weil Carmen Nebel aufhörte. Das ZDF übernahm ab da die Kontrolle, und sie neigen dazu, mit ihrer eigenen Crew zu arbeiten und von außen niemanden einzubinden. Für mich bedeutete das, dass ich nicht mehr involviert war.
Das ZDF übernahm ab da die Kontrolle, und sie neigen dazu, mit ihrer eigenen Crew zu arbeiten und von außen niemanden einzubinden. Für mich bedeutete das, dass ich nicht mehr involviert war.
Hinzu kommt, dass ich mittlerweile meine eigene Musikschule leite, die ich 2018 gegründet habe. Diese Schule ist für mich sehr wichtig und fordert viel Verantwortung. Gerade nach der schwierigen Corona-Zeit wäre es unmöglich gewesen, beides unter einen Hut zu bringen – die Schule und regelmäßige Auftritte. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, mich auf meine Schule und meine Schüler zu konzentrieren.
Welcher Moment mit Giovanni Zarella ist dir bis heute im Gedächtnis geblieben?
Ein Moment mit Giovanni bleibt mir besonders in Erinnerung. Wir hatten einen Auftritt in Mönchengladbach, und in den ersten Reihen war ein etwa siebenjähriges Mädchen, das jedes Lied begeistert mitsang. Sie war total in ihrer eigenen Welt und hatte dabei einen riesen Spaß.
Während sie mitsang, machte sie ständig das „Rock“-Zeichen mit den Händen – die Faust mit ausgestrecktem Zeige- und kleinem Finger. Dieses Symbol ist in der italienischen Kultur als „Cornuto“ bekannt und gilt als Beleidigung, ähnlich wie der Mittelfinger bei uns. Das Mädchen schien das nicht zu wissen und machte das Zeichen fröhlich weiter.
Giovanni bemerkte das und holte sie auf die Bühne. Er erklärte ihr, was das Zeichen in Italien bedeutet. Sie schaute ihn nur unschuldig an, als hätte sie überhaupt keine Ahnung von der Bedeutung. Die Szene war einfach zuckersüß. Trotz der Missverständnisse sang sie glücklich einen Song mit uns. Dieser Moment war so charmant und unbeschwert, dass er mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist.
Welche Erkenntnis kannst du aus der Zusammenarbeit mit Giovanni Zarella den Lesern im Rückblick mitgeben?
Rückblickend auf meine Zusammenarbeit mit Giovanni Zarella lässt sich sagen, dass sich in der Musikbranche Türen manchmal unerwartet schließen – und ebenso unerwartet neue öffnen.
Giovanni und ich hatten großartige Jahre gemeinsam auf der Bühne. Wir hatten viele erfolgreiche Auftritte und ich habe unvergessliche Erinnerungen gesammelt.
Giovanni und ich hatten großartige Jahre gemeinsam auf der Bühne. Wir hatten viele erfolgreiche Auftritte und ich habe unvergessliche Erinnerungen gesammelt. Doch im Laufe der Zeit haben sich unsere Wege getrennt. Giovanni hat seinen eigenen erfolgreichen Weg eingeschlagen, und ich bin weiterhin in der Musik tätig, aber auf anderen Pfaden.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass es im Leben oft so läuft: Manchmal gehen Türen zu, weil sich Prioritäten oder Wege ändern. Aber das ist kein Grund zur Sorge. Es öffnen sich immer wieder neue Möglichkeiten. Diese Flexibilität und Offenheit sind wichtig, gerade in einem so dynamischen Bereich wie der Musikbranche.
Das Zusammenspiel von Abschied und Neubeginn gehört einfach dazu. Es ist essenziell, optimistisch zu bleiben und die Chancen zu nutzen, die sich bieten. Jede geschlossene Tür kann den Weg für neue, spannende Möglichkeiten freimachen.