
MAA spricht mit Florian Janot
Generation Z – aber zielstrebig und fleißig
Florian Janot zeichnet im Interview ein anders Bild der berüchtigten Generation Z, der gern Bequemlichkeit und wenig Fleiß unterstellt wird. Florian studiert Wirtschaftsinformatik im Bachelor und Master in Aalen und gründete und führt nebenher seine IT – und Managementberatung JanotIT mit inzwischen sechs Mitarbeitenden. Nicht nur sein Weg, auch seine Erfahrung mit den Behörden entsprechen nicht den üblichen Vorstellungen.
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Bild: Florian Janot, privat
Florian, wann hast du dich selbstständig gemacht?
Das war ein paar Wochen, beziehungsweise eigentlich ein paar Monate nach meinem Abi. Ich habe 2019 am Schubart-Gymnasium hier in Aalen mein Abitur gemacht, im naturwissenschaftlichen Profil. Das heißt, ich hatte bereits in der Schule relativ viel mit Technik und naturwissenschaftlichen Themen zu tun. Nach meinem Abitur habe ich dann ein Einzelunternehmen gegründet. Dafür bin ich direkt aufs Gewerbeamt im Rathaus gegangen und habe mein Gewerbe angemeldet. Dort war man zwar zunächst etwas überrascht, dass ich schon mit 18 ein Unternehmen gründen wollte, aber letztlich waren die Mitarbeiter im Gewerbeamt sehr aufgeschlossen, und alles hat gut funktioniert.
Was hat dich dazu bewogen, direkt nach der Schule zu gründen?
Nach zwölf Jahren Schule – durch das G8-System ja ohne Unterbrechung – wollte ich nicht sofort mit dem Studium starten. Ich brauchte eine Pause und wollte in diesem Jahr etwas Sinnvolles tun, anstatt zum Beispiel nur Work-and-Travel zu machen. Mein Ziel war es, in diesem Jahr etwas aufzubauen. Es fing tatsächlich recht unspektakulär an: Mein erster Kunde war ein kleiner Friseursalon in der Aalener Innenstadt. Ursprünglich hatte ich geplant, nach diesem Jahr mein Studium zu beginnen, aber daraus entwickelte sich mehr.
Der Friseur war dein erster Kunde? Was hast du genau für ihn gemacht?
Für den Salon haben wir die Website erstellt. Sie ist heute noch online. Allerdings war schon früh klar, dass wir langfristig eher in Richtung IT- und Managementberatung sowie Systemhaus-Tätigkeiten gehen wollten. Marketing und Webagenturdienstleistungen sollten keine Hauptschwerpunkte werden.
Und deine Selbstständigkeit sollte ursprünglich nur ein Jahr dauern?
Genau, aber durch einen Zufall ergab sich mehr. Während des Launches der Webseite für den Friseur kam ich mit einer anderen Kundin ins Gespräch. Sie war von meiner Arbeit begeistert und lud mich ein, sie in ihrem Büro zu besuchen. Daraus entwickelten sich weitere Aufträge im Bereich IT-Beratung und Systemhaus-Tätigkeiten. Nach einem Jahr war dann nicht Schluss, sondern wir holten sogar den ersten Mitarbeiter dazu, da die Projekte und Anforderungen immer größer wurden.
Du hast währenddessen auch dein Studium angefangen?
Ja, nach einem Jahr Selbstständigkeit habe ich begonnen, Wirtschaftsinformatik in Aalen zu studieren. Es war mir wichtig, ein Studium zu absolvieren, nicht nur, um am Ende ein Zertifikat zu haben, sondern um auch wirklich Wissen mitzunehmen.
Es war mir wichtig, ein Studium zu absolvieren, nicht nur, um am Ende ein Zertifikat zu haben, sondern um auch wirklich Wissen mitzunehmen.
Gleichzeitig war klar, dass ich die Selbstständigkeit in der bisherigen Form, also alles allein zu machen, nicht mehr fortführen konnte. Besonders mit dem Studium wurde die Zeitplanung schwieriger.
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Wie sieht euer Team aktuell aus?
Wir sind derzeit sechs Leute im Team, und nahezu alle studieren gleichzeitig. Niemand ist vollständig Vollzeit angestellt. Manche arbeiten mehr, andere weniger, etwa 20 Stunden pro Woche oder sogar weniger. Unser Team besteht aus einem Absolventen der Mechatronik an der HTW in Aalen der nun Technologiemanagement im Master studiert, einer Person, die Informatik am KIT in Karlsruhe studiert hat und dort ebenfalls den Master macht, einer Jura-Studentin in Konstanz, einem Studierenden der Medientechnik und einem Mitarbeiter mit Ausbildung in Softwaretechnik, der sich intensiv in die Firma einbringt. Das akademische Wissen, das wir alle mitbringen, ist ein großer Vorteil für die Firma, da wir technologisch stets am Puls der Zeit bleiben.
Es gibt oft die Kritik, dass das, was man im Studium lernt, in der Praxis nicht anwendbar ist. Wie erlebst du das?
Bei uns ist genau das Gegenteil der Fall. Alles, was wir im Studium gelernt haben, konnten wir direkt anwenden. Das gilt nicht nur für mich, sondern auch für mein Team. Natürlich gibt es Unterschiede: Ein Kollege, der Informatik am KIT studiert hat, arbeitet auf einer sehr theoretischen Ebene, was im Alltag nicht immer direkt relevant ist. Aber die fundierten Grundlagen helfen uns, den Blick nach vorne zu richten und auf moderne Technologien zu setzen. Das kommt nicht nur unserer Firma, sondern auch unseren Kunden zugute.
Haben eure Kunden einen direkten Nutzen von eurer akademischen Ausrichtung?
Ja, auf jeden Fall. Die Inhalte aus dem Studium sind eine wichtige Grundlage für den Wissensaufbau in unserer Firma. Gleichzeitig würde ich aber sagen, dass ein Studium nicht die einzige Lösung ist. Unser Softwareentwickler, der eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung gemacht hat, bringt einen enormen Wissensschatz mit. Dennoch: Studieninhalte wie Datenbanken, SAP-Systeme oder Projektmanagement-Methodiken waren für mich essenziell.
Welche Hürden hast du in deiner Selbstständigkeit erlebt?
Die größte Herausforderung war bisher die Gründung unserer GmbH. Notariell ist sie bereits gegründet, und sie wird am 2. Januar 2025 im Handelsregister eingetragen. Das war ein großer Schritt für mich.
Warum?
Die Gründung eines Einzelunternehmens ist viel einfacher. De facto kostet es nur 25 Euro und etwa eine Viertelstunde im Rathaus.
Die Gründung eines Einzelunternehmens ist viel einfacher. De facto kostet es nur 25 Euro und etwa eine Viertelstunde im Rathaus.
Danach hat man sein Einzelunternehmen und kann direkt loslegen.
Und das Finanzamt?
Ich bin jemand, der gerne Risiken minimiert und versucht, Probleme frühzeitig zu lösen, bevor sie eskalieren. Deshalb habe ich mich mit 18 intensiv mit dem Finanzamt auseinandergesetzt. Aber ich habe eigentlich nie schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn man dort anruft, kann es zwar dauern, bis man jemanden erreicht, aber wenn man dann mit jemandem spricht, sind die Mitarbeiter meist lösungsorientiert und hilfsbereit. Ich denke, das hatte auch damit zu tun, dass ich jung war. Eine junge Stimme am Telefon kann durchaus mehr Verständnis wecken. Behördliche Hürden hatte ich sonst keine. Die Gründung einer GmbH ist hingegen deutlich komplexer. Dafür benötigt man Steuerberater, Juristen und Notare. Im Vergleich zum Einzelunternehmen ist das ein viel größerer Aufwand.
Und das nötige Geld?
Ich habe klein angefangen. Mit einfachen Mitteln und ohne Große Kosten. Die erste Investition war ein Notebook. Daher hatte ich keine großen Herausforderungen mit Banken oder der Kreditbeschaffung. Das hat für mich die Gründung erleichtert, aber ich weiß, dass es für andere ein größeres Thema sein kann.
Du bist also den Weg über das Einzelunternehmen gegangen, hast alles selbst finanziert und bist aus dem Cashflow heraus gewachsen. Jetzt hast du nach etwa fünf Jahren eine GmbH gegründet. Würdest du diesen Weg wieder so wählen?
Ich glaube, ich würde es genauso wieder machen. Damals war es nicht absehbar, dass wir irgendwann sechs Mitarbeiter haben und solche Umsätze erzielen wie heute. Mit diesen Entwicklungen kamen natürlich auch größere Risiken. Aber wenn ich wieder 18 wäre, frisch aus der Schule käme und bei Null anfangen müsste, würde ich denselben Weg wählen. Ich hätte vermutlich die Lust daran verloren, gleich mit einer GmbH zu starten. Die Gründung ist einfach viel komplexer als die eines Einzelunternehmens, wo man nur aufs Gewerbeamt geht und ein paar Gespräche mit dem Finanzamt führt.
Ist dieser Weg, direkt nach dem Abitur in die Selbstständigkeit zu gehen, nur für dich passend gewesen, oder würdest du das auch anderen empfehlen?
Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen – vor allem Menschen, die etwas bewegen wollen und sich nicht mit einem 9-to-5-Job zufriedengeben. Es ist ein guter Weg für diejenigen, die bereit sind, sich voll reinzuhängen.
Es ist ein guter Weg für diejenigen, die bereit sind, sich voll reinzuhängen.
Für jemanden, der nur einen Nebenjob sucht, um das Studium zu finanzieren, ist die Selbstständigkeit jedoch nicht der richtige Ansatz. Das Studium und eine Firma parallel zu betreiben, erfordert extrem viel Zeit und Durchhaltevermögen. Wenn man aber eine Vision hat und bereit ist, dafür zu arbeiten, kann die Selbstständigkeit eine gute Lösung sein. Natürlich dauert es, bis man davon leben kann. Gerade zu Beginn läuft nicht alles perfekt, und man muss oft mehr Zeit investieren, als man plant. Wenn man auf schnelle finanzielle Erfolge angewiesen ist, kann die Selbstständigkeit riskant sein, da man nicht sofort hohe Einnahmen hat.
Du meinst, wenn ich das nur mache, um das Studium zu finanzieren, sollte ich besser Ferienjobs in Betracht ziehen?
Genau. Wenn man sich selbstständig macht, sollte man einen langfristigen Plan haben. Es dauert seine Zeit, bis die Selbstständigkeit finanziell tragfähig ist.
Wann war der Break-Even bei dir?
Ich glaube, so einen Break-Even zu bestimmen, ist relativ schwierig. Ich denke tatsächlich, dass es viel mit kontinuierlicher Verbesserung und Weiterentwicklung zu tun hat. Wir sind jetzt bei Weitem noch nicht am Ende unserer Reise, und ich glaube auch nicht, dass es ein Ende geben wird. Es ist ein ständiger Prozess. Nach ungefähr einem Jahr oder anderthalb Jahren hatten wir einen kleinen Kundenstamm aufgebaut, für den wir regelmäßig arbeiten konnten. Das war eine Basis, auf der wir aufbauen konnten.
Nach ungefähr einem Jahr oder anderthalb Jahren hatten wir einen kleinen Kundenstamm aufgebaut, für den wir regelmäßig arbeiten konnten. Das war eine Basis, auf der wir aufbauen konnten.
Es gibt sicherlich Bereiche, wie den Online-Sektor, in denen das schneller geht. Aber gerade in unserem Tätigkeitsfeld dauert es eine gewisse Zeit, um eine stabile Basis zu schaffen.
Du hast Selbstständigkeit in jungen Jahren erlebt, aber auch ein Studium gemacht. Was wäre der bessere Weg, wenn du dich entscheiden müsstest?
Das ist eine gemeine Frage. Aus rationalen Gesichtspunkten würde ich das Studium der Selbstständigkeit vorziehen, da es eine solide Basis und langfristige Perspektiven bietet. Idealerweise kombiniert man jedoch beides: ein Studium und eine Selbstständigkeit nebenher. Das verbindet Praxis und Theorie und ermöglicht es, viel zu lernen und gleichzeitig anzuwenden – auch wenn das bedeutet, dass man seine Freizeit stark einschränken muss.
Du hast erwähnt, dass dein Studium dir für dein Unternehmen nützlich war. Könnte es auch umgekehrt sein, dass die Selbstständigkeit dein Studium bereichert hat?
Absolut, da gibt es eine starke Wechselwirkung. Ich glaube, wenn ich 2019 nicht mit der Selbstständigkeit begonnen hätte, würde ich heute vermutlich keinen Master machen. Die praktische Erfahrung hat mir gezeigt, was ich wirklich brauche und anwenden kann. Es hat mich auch aus einer reinen Bildungskarriere herausgeholt. Viele meiner Kommilitonen, die keinen solchen Weg eingeschlagen haben, wollen nach dem Bachelor erst mal „etwas anderes sehen“. Ich hatte „das andere“ schon (lacht).
Wie hat sich deine Sicht auf das Studium und die Schule verändert?
Der große Unterschied zur Schule ist, dass beim Studium das Gelernte mehr in der Praxis angewendet wird. Diese praktische Anwendung und die Verbindung von Theorie und Praxis sind entscheidend für mich.
Was verstehst du unter Kundenbeziehungen, und wie unterscheidet sich dein Ansatz von klassischen Modellen?
Wir sehen unsere Kunden eher als Partner. Es geht uns darum, gemeinsam einen echten Mehrwert zu schaffen. Das kann bedeuten, Lösungen zu entwickeln, Prozesse zu verbessern, Systeme neu aufzubauen oder neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Durch diese enge Zusammenarbeit entsteht eine besonders produktive und partnerschaftliche Beziehung.
Welche Herausforderungen siehst du in der Führungsarbeit, besonders in schwierigen Situationen?
Führung ist definitiv eine Herausforderung und braucht Zeit, die im Alltag nicht immer da ist. Themen wie Problem- und Eskalationsmanagement kommen immer mal wieder vor, genauso wie gelegentliche Konflikte. Solche Situationen muss man souverän managen. Glücklicherweise kennen sich die meisten bei uns schon lange, was die Kommunikation oft erleichtert und dabei hilft, Lösungen zu finden.
Gibt es noch etwas, das du im Rahmen unseres Gesprächs teilen möchtest?
Ein wichtiges aktuelles Thema ist die Digitalisierung. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, auch hier in der Region, erkennen immer mehr, wie wichtig das ist. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen, etwa durch die Automobilindustrie, investieren viele Unternehmen weiterhin in Digitalisierung und Automatisierung. Das ist ein sehr positives Signal, denn diese Themen sind essenziell für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und der Region. Für manche Unternehmen, die sich noch nicht intensiv damit beschäftigen, könnte es allerdings kritisch werden, wenn sie diese Chance verpassen.
Für manche Unternehmen, die sich noch nicht intensiv damit beschäftigen, könnte es allerdings kritisch werden, wenn sie diese Chance verpassen.
In Ostwürttemberg gibt es ein paar Unternehmen, die vielleicht noch nicht so weit sind. Ich hoffe, unser Gespräch inspiriert den ein oder anderen, sich damit auseinanderzusetzen.
Wie können interessierte Unternehmen Kontakt zu euch aufnehmen?
Unternehmen, die Interesse an einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit haben, können sich jederzeit bei uns melden. Wir unterstützen besonders gerne diejenigen, die motiviert sind, solche Themen gemeinschaftlich anzugehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Danke dir, das hat Spaß gemacht! Falls weitere Teile kommen, bin ich bereit! (lacht)